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Mein Sohn zog Angang November in eine eigene Wohnung. Natürlich unterstützte ihn dabei die ganze Familie.

So besuchten wir im Vorfeld meine Eltern und er durfte sich vom Kleinkram, welcher nicht mehr benötigt wurde, etwas aussuchen. Mein Vater war da sehr pragmatisch und meinte: “Auf jeden Fall brauchst du ein gutes Werkzeug.” Mein Sohn winkte ab, mit den Worten: “Passt schon, kann ich mir ja, wenn ich es brauche, ausleihen.” Das sah aber mein Vater anders und verschwand in die Werkstatt, um zu schauen, was eh doppelt und ungenutzt rum liegt.

Meine Mutter wuselte erfreut mit den Worten in den Keller: “Ich hab da mal vor Jahren was gekauft, mit dem kannst du Nägel rausziehen. Habe ich noch nie benutzt.”

Glücklich präsentierte sie anschließend meinem Sohn ein langes, knallrotes Eisen mit einem neongelben Preisbabberl aus DM Zeiten. Mit beiden Händen übergab sie es in die Hände meines bis hinter die Ohren vor Freude lachenden Sohn. “Wow Oma, ein Meinungsverstärker, so was wollte ich schon immer mal haben.”

Ich saß gemütlich auf der Couch und beobachtete das ganze. “Wie?” fragte ich meinen Sohn, “Du wolltest schon immer mal eine Brechstange?”

Der Meinungsverstärker wiegte in seinen Händen hin und her. Sein Gesicht strahlte, als wären gleichzeitig Weihnachten und Geburtstag.

Mein Vater kam mit einer Handvoll wichtigen Kleinwerkzeug zurück. Sah die Brechstange und schüttelte den Kopf: “Damit kannst du aber deinen Kleiderschrank nicht aufbauen.” Und präsentierte Schraubenzieher, Zange, Schraubenschlüssel, etc., eben was “Mann” halt so braucht.

Mein Bruder gesellte sich hinzu, sah die Brechstange und mutierte zum Moralapostel: “Weißt aber schon, dass meine Arbeitskollegen (Polizei) Leute verhaften, die so was zu Hause haben.” Eine heiße Diskussion entfachte, ob man denn nun als Normalbürger überhaupt eine Brechstange (großes Nageleisen) besitzen darf.  Denn Brechstangen oder Baseballschläger besitzen eben nur Kleinkriminelle. “ÄHM!!!”

Es war nun unklar in welchen Keller das Eisen verräumt werden sollte. In meinem Keller soll es besser aufgehoben sein, denn “wenn a mal wos is” kann ich immer noch sagen, das ich Bezug zur Landwirtschaft habe und da kräftig mit der Brechstange mitarbeite, (HiHiHi). Währenddessen, es bei meinem Sohn an Argumenten fehlen würde.

Nun fahre ich als 48-jährige, schon angegraute Blondine, diese Brechstange schon einige Zeit im Kofferraum spazieren. Es muss immer noch geklärt werden, in welchem Keller dieses Teil sicherer liegt.

Was würde geschehen, wenn ich nun in der momentanen Lage (November 2020 Teil lockdown) in eine polizeiliche Autokontrolle gerate, vielleicht meinen Mundschutz vergessen habe und dieser Meinungsverstärker in meinem Kofferraum liegt?

“ÄHM!!”

Ist doch klar, ich bin Fußpflegerin und kratze mit dem Eisen unter den Fußnägeln den Dreck hervor.

Shit, ich habe ja gerade Arbeitsverbot…

„Oh, oh!“

Herzlichst,  Sandra